Sich öffnen und verbinden.
Diese beiden Verben sind der Ursprung für den Bau der Eisenbahnlinie Sittard – Herzogenrath im Jahr 1896. Probebohrungen hatten gezeigt, dass dieses Gebiet reich an Kohle war und den Energiebedarf der Niederlande decken konnte. Eine Eisenbahn war für den Transport unerlässlich. Es mussten große Mengen Kohle transportiert werden. Die Eisenbahn war ein hervorragendes Transportmittel für die Komponenten, die für das Funktionieren der Bergbauindustrie erforderlich waren. Auf diese Weise wurde eine grenzüberschreitende Verbindung zwischen den Niederlanden und Deutschland hergestellt.
Aus diesem Grund wurde der Begriff “Verbindung” ausdrücklich in das industriell gefertigte Kunstobjekt aufgenommen. Zusammen markieren die vier Kunstobjekte eine Bahnlinie durch die ehemalige Bergbauregion. Deswegen wurden 1895-1896 entlang dieser Bahnlinie architektonisch identische Bahnhöfe gebaut. Im Erdgeschoss befinden sich die Fahrkartenschalter und der Warteraum, ein Büro für den Bahnhofsvorsteher, die Signalkontrolle und eine Treppe zur Dienstwohnung des Bahnhofsvorstehers. Auf diese Weise hatte er (es gab keine weiblichen Bahnhofsvorsteherinnen), immer eine direkte Verbindung zu seiner Arbeit. Von diesen 8 Bahnhöfen ist nur der Bahnhof in Landgraaf (heute ein italienisches Restaurant) mit ihren authentischen Elementen erhalten geblieben.
In dem Konzept werden auch die Begriffe Schwarz, Grün und Gold erwähnt. Die ersten beiden Begriffe haben ihren Ursprung in der Ankündigung der Schließung der Bergbaugruben, der Säuberung der Abbaustätten und der Schaffung einer grünen, parkähnlichen Region. Es wurde viel gebaut, denn in nur 60 Jahren hatte sich die Bevölkerung mehr als verzehnfacht. Das Ergebnis war eine Abfolge von Lebens- und Arbeitsräumen, allerdings mit wenig Rücksicht auf die Wohnumgebung. Die Bergbaugebäude wurden rasch abgerissen, Halden in der Landschaft versteckt und neue Arbeitsplätze geschaffen. Damit verschwand auch die Seele der meist handwerklich orientierten arbeitenden Bevölkerung. In den 1960er Jahren wurde die Erwerbsbevölkerung durch viele Menschen aus anderen Ländern wie Polen, Ungarn, Jugoslawien, Italien, Griechenland und Spanien ergänzt. In jenen Jahren wurde die Verbindung dieser Bevölkerungsgruppen zu einer Notwendigkeit, die von der Kirche und einem umfangreichen Vereinsleben unterstützt wurde. Der Übergang von Schwarz zu Grün vollzog sich erst Ende des 20. Jahrhunderts, als Arbeitsplätze und Industrien entstanden, die den Menschen und ihrer Umwelt gerecht wurden und im Einklang mit den Nachbarländern standen, die den gleichen Wandel durchliefen. Auch hier ist die Verbindung die wichtigste Dimension. Durch diesen Wandel von Schwarz zu Grün gewann Visit Zuid Limburg im Jahre 2016 einen Welttourismuspreis.
Seit den 1980er Jahren ist von einer schnellen Verbindung zwischen der Randstad und Aachen/Lüttich die Rede. Während ursprünglich Asphalt und der Ausbau des Straßennetzes das Credo waren, wurde auch das Eisenbahnnetz in Betracht gezogen. Dies führte zu einem erneuten Interesse an der Bahnlinie Sittard-Herzogenrath. Die Strecke zwischen Heerlen und Landgraaf (ehemaliger Bahnhof Schaesberg) war jedoch eingleisig und somit ein Engpass. Erst im Jahr 2020 wurde die Vereinbarung unterzeichnet, die den zweigleisigen Ausbau dieses Abschnitts beschleunigen sollte. So wie es aussieht, wird es im Mai 2022 fertiggestellt sein. Damit zeichnet sich ein neuer Impuls, eine neue Zukunft für diese Region ab. Diese Verbindung wird eine neue Transformation einer grenzüberschreitenden Region ermöglichen, in der die Menschen seit Jahren zusammenarbeiten, dieselben Traditionen und fast dieselbe Sprache (Dialekt) sprechen.
Dem Entwicklungsprozess dieses industriellen und handwerklichen Objekts ging ein viermonatiger Denk- und Entwicklungsprozess zwischen dem Vorstand von HEERLYCKheyt und den Mitarbeitern der Relim-Gruppe voraus, bevor Visser Staal für die technischen Zeichnungen hinzugezogen wurde. Eine auffällige Verbindung zwischen einer Stiftung mit sozialem Zweck, einem Unternehmen, das arbeitsmarktferne Menschen und einem Wirtschaftsunternehmen unterstützt.
Erklärung des Kunstobjektes
Die Zahl 125 oder ihre mathematischen Ableitungen finden sich in allen Dimensionen des Objekts wieder, mit Ausnahme der Originalelemente der Bahnhofsgebäude, wie Fenster, Zinnen und Fassadenverzierungen. Auf der Grundplatte sind die drei Nachbarländer, mit Südlimburg in der Mitte, in Cortenstahl abgebildet. Belgien und Deutschland haben jeweils ihre eigene unverwechselbare Farbe. In dieser Platte werden die Bolzen befestigt, mit denen das Bauwerk am darunter liegenden Betonfundament oder an einem Boden verankert wird. In der kreisrunden Bodenplatte mit einem Durchmesser von 125 cm laufen drei Schienen an drei Stellen aus – eine in Belgien, eine in den Niederlanden und eine in Deutschland – und tragen die Plattform auf eine Höhe von 1,25 Meter. Sie vereinen sich unter dem Plateau und symbolisieren die Einheit und Solidarität dieser drei aneinandergrenzenden Regionen mit ihren Bevölkerungen, Arbeits- und Lebensräumen.
Auf dem Plateau befinden sich 4 identische Bahnhofsfassaden, die dem originalen Schaesberger Bahnhof nachempfunden sind. Die Fassaden tragen die Namen Sittard, Heerlen, Schaesberg und Herzogenrath. Die Fenster, Stufengiebel und Ornamente sind durchbrochen und erlauben den Blick auf die andere Seite, schaffen eine Verbindung und lassen Licht herein. Die Fassaden der Bahnhöfe sind in den Ecken miteinander verbunden und bilden so eine untrennbare Einheit. Auch dieses Teil ist aus Cortenstahl gefertigt.
Vor den Bahnhöfen sind durchgehende Schienen zu sehen. So können die Züge weiterfahren, ohne eine Grenze zu blockieren, so sind 125 Jahre nur ein Meilenstein in einem kontinuierlichen Prozess des grenzüberschreitenden Zugverkehrs. Drei “Züge” fahren auf den Schienen. Sie sind visuell nicht miteinander verbunden, weil wir jedem Zug seine eigene Farbe und Symbolik geben wollen. Die schwarze Dampflokomotive steht für die Vergangenheit, der grüne Zug für die Gegenwart und der goldene (“Hochgeschwindigkeitszug”) für die Zukunft. Jeder Triebzug steht an der Ecke zweier Bahnhöfe und drückt damit aus, dass man auf dem Weg zu und von einem Bahnhof ist. Zwei Zuggarnituren verkehren von Sittard nach Herzogenrath, zwei weitere von Herzogenrath nach Sittard. Am unteren Rand ist der Text auf Niederländisch oder Deutsch, jeweils mit genau 125 Zeichen.
- 1896 – 2021 Van Zwart naar Groen naar Goud. De transformatie van onze regio’s door deze historische spoorlijn zonder grenzen!
- 1896 – 2021 von Schwarz über Grün zu Gold. Die Umwandlung unserer Regionen durch diese historische Eisenbahn ohne Grenzen!
Die Zahlen und der Text sind durch einen Zwischenraum getrennt, in dem ein Schild mit einem QR-Code angebracht ist. Dieser QR-Code verbindet Sie mit der Website des HEERLYCKheyt Schaesberg. Hier finden Sie 125 Fotos der alten Bahnhofsumgebungen von Sittard, Geleen-oost, Spaubeek, Schinnen, Nuth, Hoensbroek, Heerlen, Schaesberg, Haanrade und Herzogenrath. Diese Fotos können über das Smartphone betrachtet werden. Auf diese Weise knüpft der Nutzer an die Vergangenheit an und sieht die Veränderung an Ort und Stelle. Der niederländische Text des Objekts, das demnächst am Bahnhof Sittard aufgestellt wird, beginnt mit dem “Bahnhof” von Sittard im Objekt. In Heerlen am Bahnhof Heerlen und in Landgraaf am Bahnhof Schaesberg. Der deutsche Text am Bahnhof Herzogenrath.
Bei der Ausschreibung der Arbeiten haben wir auch die Verbindung zwischen zwei metallverarbeitenden Unternehmen aus der Region genutzt. Visser Staal von Landgraaf, weil es sich um einen Auftrag handelte, der geometrische Präzision erforderte. Deshalb wurde das gesamte Werk mit Hilfe von Computertechnik entworfen und mit Lasertechnik aus dem Stahl geschnitten. Die gesamte Struktur wurde in Teilen geliefert und von „Relim Metaal“ mit traditionellen Schweißtechniken zusammengesetzt. In dieser Werkstatt werden junge arbeitsmarktferne Männer beschäftigt. Unter normalen Umständen stellen sie Kehrbürsten für Kehrwagen her, eine Produktion, die sich auf handwerkliche Fähigkeiten konzentriert. Dieser Job ist ein Appell an ihre beruflichen Fähigkeiten, aber mehr noch, um ihre Fähigkeiten der Gesellschaft zu zeigen und ihr Engagement in der Gesellschaft zu fördern. Darüber hinaus ist es für einige wenige möglich, die Arbeit an dieser Art von Aufgaben als Sprungbrett für eine neue berufliche Zukunft zu nutzen. Auch das ist eine Verbindung.
Mit dieser Arbeit will die „Stiftung HEERLYCKheyt Schaesberg“ sich in vielen sichtbaren und unsichtbaren Facetten entfalten und sich verbinden, was manchmal zu einer sehr, sehr interessanten Entwicklung führt.
Auftraggeber „Stiftung HEERLYCKheyt Schaesberg“ (NL)
Entwurf Nick Custers und Ronald van den Eijnden
Technisches Entwurf Meggie Geelen
Angefertigt von der Firma „Visser Staal“ und „Relim Metaal“ aus Landgraaf (NL)
Teilweise ermöglicht durch ein Stipendium des Prinz-Bernhard-Kulturfonds und eine Spende
Text in NL: Ronald van den Eijnden „Stiftung HEERLYCKheyt Schaesberg“ (NL)
Übersetzung in (D): Catharina Scholtens und Rainald Folz